Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

e-mail

Home Startseite Franz Wilfinger Artikel und Gedanken-Anregungen Vorträge-Veranstaltungen Susanne Kopeszki Rundbriefartikel Rezepte Verschiedenes Berufsgemeinschaft-Phh


Rundbrief 3/2008 Maria
Im Frühjahr und Sommer nehmen die Wallfahrten zu. Viele Menschen machen sich auf den Weg zu Fuß, mit Auto oder Bus, Bahn oder Flugzeug. Wallfahrtsziele können weit entfernt liegen - Lourdes, Fatima, Rom, .... oder ganz in der Nähe. Jede von uns hat da Vorlieben und in jeder Pfarre gibt es eigene Traditionen.
In unseren Gegenden sind die allermeisten Wallfahrtsorte - Marienheiligtümer. Allein bei der Bildungswoche in Eisenstadt haben wir drei besucht (Frauenkirchen, Unterfrauenhaid, Eisenstadt Oberberg). Bei der Diözesanwallfahrt waren wir in Kirchberg/Wagram mit der Mariensäule im Hochaltar. (Bild)

Es gibt keine Kirche ohne ein Marienbild oder eine Marienstatue. Ob das eine Maria mit Kind ist, eine stillende Madonna, eine Schutzmantelmadonna, Maria mit ihrem toten Sohn im Schoß, Maria im Kreis der Apostel zu Pfingsten oder Maria, die in den Himmel aufgenommen und gekrönt wird. Maria ist die Heilige, die im Lauf des Kirchenjahres die meisten Feste hat, ja sogar zwei Monate sind ihr geweiht.

Wenn ich Kirchenbesucher beobachte, dann kann es sein, dass sie zuerst zum Marienbild oder Marienaltar gehen, dort beten oder eine Kerze anzünden und dann erst die Kniebeuge vor dem Tabernakel machen.

Was mag der Grund dafür sein? Vielleicht eine Gelegenheit sich selbst zu fragen, wie halte ich das mit der Marienverehrung, welche Gründe und Gelegenheiten sind es, wo ich mich an sie wende?

Ich glaube es gibt einen ganz einfachen Grund dafür. Jede/r von uns ist "Kind", hat eine Mutter und einen Vater. Zur Mutter gibt es naturgemäß eine engere Beziehung. Neun Monate lebenswichtiger Kontakt können durch nichts ersetzt werden. Auch wenn sich die neuen Väter sehr um die Kinder kümmern, den beruhigenden Herzschlag und die Stimme der Mutter können sie nicht ersetzen. Von und bei der Mutter lernt das Kind alles, die ersten Worte und Schritte, das Vertrauen, den Glauben. Diese grundlegende Erfahrung der Sorge und Liebe führt auch in späterer Zeit dazu, sich in gefährlichen Situationen "hinter Mutters Rock" zu verstecken. Kinder suchen Verbündete, sie lernen sehr schnell, an wen sie sich wenden müssen, um etwas zu erreichen oder zu bekommen. (Mutter, Vater, Großeltern, ...) Dieses Wissen bleibt aber nicht auf den Raum der Familie beschränkt.
Ohne Vitamin "B" geht es bei uns nicht. Wer etwas erreichen will, sucht sich eine/n Verbündete/n. Vieles geht leichter, wenn jemand dabei hilft. Sei es durch einen Rat, oder dass er/sie jemanden weiß, der weiterhelfen kann.
Das ist nicht erst eine Erfindung unserer Zeit. Das hat es immer gegeben. Besonders wenn es um den Kontakt oder ein Anliegen an eine höher gestellte Persönlichkeit ging hat es jemanden gebraucht, der das in die Wege geleitet hat.
Ist es dann verwunderlich, dass dasselbe auch für die Kirche gilt? Für alle Lagen gibt es Patrone. Heilige (Menschen), die aufgrund der Lebensgeschichte für eine besondere Not Verständnis haben, die in ihrem Leben die Nähe Gottes gesucht haben und danach als Fürbitter für uns zur Verfügung stehen. In ganz besonderer Weise gilt das für die Mutter Jesu, die Mutter Gottes.
Maria war nicht nur ihrem Sohn ganz nah, sondern auch den Aposteln und der jungen Kirche. In Johannes hat ihr Jesus einen neuen Sohn gegeben, und in Johannes der Kirche eine Mutter.
Maria hat in ihrem Leben den Alltag mit seinen vielfältigen Problemen gekannt. Die Sorge um den Haushalt und die Erziehung. Es ist anzunehmen, dass Jesus den Glauben auch von ihr gelernt hat. Die Anteilnahme am Leben und der Aufgabe ihres Sohnes hörte nie auf. Vieles hat sie nicht verstanden, als Gläubige aber "bewahrte sie alles, was geschehen war im Herzen".
Sich von einem Menschen verstanden wissen, weil er ähnliche Situationen erlebt hat, tut uns allen gut. Verständlich, dass jemand der um einen Menschen trauert, vor dem Bild der Pieta Trost sucht und findet. Von ihr können wir lernen, auch die dunklen Seiten, das Unverständliche anzunehmen. Es ist unser fester Glaube, dass Maria als unsere Mutter und Mutter der Kirche auch an unserem Leben anteil nimmt und uns begleitet.
Die schönste Form der Begleitung ist der Segen. Eltern zeichnen (nicht nur) bei der Taufe ein Kreuzzeichen als Segenszeichen auf die Stirn ihres Kindes. Unsere Firmlinge und Paten tauschten dieses Zeichen im Firmgottesdienst. Schön, wenn das auch Eheleute tun. Auch von Priestern und Haushälterinnen, weiß ich, dass das ein Zeichen der gegenseitigen Achtung und Begleitung ist.
Eines der schönsten Marienlieder ist für mich, das "Segne du, Maria" weil Tag und Nacht, Denken, Tun und Ruhen, das Leben hier auf der Erde und die Hoffnung auf den Himmel ausgedrückt sind. Gleichzeitig trage ich auch meine Sorge um "alle, die mir lieb" nicht allein. Von Maria bekennen wir, dass sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Das stärkt in mir die Hoffnung, dass sie mich auch auf dem Weg des Übergangs "in Tod und Leben" unser Segen bleibt.

Segne du, Maria, segne mich dein Kind. Dass ich hier den Frieden, dort den Himmel find. Segne all mein Denken, segne all mein Tun! Lass in deinem Segen Tag und Nacht mich ruhn!

Segne du, Maria, alle die mir lieb, deinen Muttersegen ihnen täglich gib. Deine Mutterhände breit auf alle aus, segne alle Herzen, segne jedes Haus.

Segne du, Maria, unsre letzte Stund. Süße Trostesworte flüstre dann der Mund. Deine Hand die linde, drück das Aug uns zu, bleib in Tod und Leben unser Segen du.

Susanne Kopeszki (RB der ED Wien 2/08)