Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 4/2021 Gemeinschaft braucht Alleinsein und umgekehrt
Bei der Vorbereitung der Bildungswoche, die wir für 2020 geplant hatten und jetzt wieder für April 2022 organisieren, ist mir aufgefallen, wie wichtig für mich andere sind. Es ging ums Thema und um die Umsetzung in ein Logo. Mir fiel spontan etwas ein, aber erst das Gespräch mit den anderen Vorstandsmitgliedern der ÖAG und ihren Meinungen zu meiner Idee hat mich weitergeführt und dann zu einem Ergebnis gebracht.
In meiner aktiven Zeit im Pfarrhaus gab es viele Abende an denen ich allein war. Sei es weil Veranstaltungen in der Pfarre waren, wo ich nicht dabei war, oder weil der Pfarrer eine Auswärtsverpflichtung hatte oder auch nur einen Stock tiefer in der Kanzlei saß, ein Gespräch hatte oder etwas vorbereitete. Diese Zeit konnte ich dann für mich selbst nützen, musizieren, basteln und handarbeiten, lesen oder auch Rundbriefe schreiben.
Wenn ich so darüber nachdenke, dann waren und sind trotz des Allein-sein sehr oft meine Gedanken bei anderen Menschen. Mit welcher Handarbeit oder Bastelei kann ich jemanden eine Freude machen. Es gehen mir die Sorgen und Anliegen, die Probleme und Freuden von anderen durch den Kopf und ich kann sie im Gebet vor Gott bringen.

Manchmal kann man das Alleinsein schon auch als Last empfinden. Doch erlebe ich immer wieder wie schwer es fällt, nicht mehr allein sein zu können. Sei es, dass durch Krankheit und Alter die Gefahren und Unsicherheiten oder Einschränkungen zu groß sind und jemand bei den alltäglichen Verrichtungen auf Hilfe angewiesen ist. Beim Besuch bei alten Menschen in einem Heim oder mit einer Betreuung zu Hause kann ich das immer wieder beobachten.

Die Umstellung von einem selbstbestimmten Leben auf eines, der Hilfsbedürftigkeit ist eine große Herausforderung. Sowohl für die zu Betreuenden als auch die Betreuer/innen. Auch in solchen Situationen das rechte Maß zu finden zwischen der Sorge und Überwachung und der Wahrung der Privatsphäre und des Respekts vor den Bedürfnissen des/der anderen auch Zeiten des Alleinseins zu haben, ist eine Kunst, die es zu erlernen gilt.
Ganz schwierig ist es, wenn ein (Ehe)Partner stirbt oder eine Beziehung auseinander geht. Dann verändert sich das Leben für den der zurück bleibt. Plötzlich ist niemand mehr da, mit dem man reden oder Gedanken austauschen kann, keine/r der um Rat gefragt werden kann. Und wie es mein Vater nach dem Tod meiner Mutter formuliert hat: „jetzt ist nicht einmal jemand da, der mit mir keppelt“.
Im Normalfall verbinden wir Alleinsein mit Ruhe und Stille, doch kann ich mich auch inmitten eine Menschenmenge alleine und unverstanden fühlen.
Mir sind dann zum Beispiel im Gottesdienst die vorgeformten und allgemein gehaltenen Gebete eine Hilfe. Da gelingt es mir besser meine Anliegen und Sorgen vor Gott zu bringen, als wenn die frei formulierten Texte die jeweilige Gemütslage des Zelebranten widerspiegelt, die sich nicht mit denen der Mitfeiernden decken kann und muss.
  In irgendeiner Form kennen und erleben wir beides. Wir genießen und/oder leiden unter dem Alleinsein, genießen und/oder sind überfordert vom Leben in Gemeinschaften. Was uns mehr zu schaffen macht, hängt auch vom gewählten Lebensweg und der Lebensform ab.
In den biblischen Texten heißt es von Maria immer wieder: „sie bewahrte die Worte und erwog sie im Herzen“. Auch Josef war mit der Tatsache, dass Maria ein Kind erwartete allein, überlegte und entschied, sie zu sich zu nehmen.
  Die Berufung für eine Aufgabe, einen Dienst geht an mich allein und die Antwort darauf kann nur ich allein geben. Aber die eine Entscheidung hat viele andere kleine Entscheidungen zur Folge, die je nach der Lebenssituation neu getroffen werden müssen.
Unsere Exerzitien waren als solche Tage geplant. Aber leider mussten wir sie absagen, weil sich aus welchen Gründen auch immer, zu wenige angemeldet hatten. P. Walter hat uns aber zum Thema seine Gedanken geschickt. Es kann sich jetzt jede für sich allein mit dem Thema beschäftigen. Für eine gemeinsame Zeit haben wir im Klaraheim in Kirchberg die Tage von Montag 26. - Donnerstag 29. September 2022 reserviert.
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 4/2021)