Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 2/2008 Feuer
Feuer ist in unseren Kirchen, bei jedem Gottesdienst vorhanden. Kerzen werden angezündet, in der Osternacht wird das Feuer gesegnet mit dem die Osterkerze entzündet wird. Bei besonderen Festen wird Weihrauch verbrannt. Auf Pfingstbildern sind Feuerzungen über den Aposteln abgebildet. Auf manchen Herz-Jesu und Herz-Mariä Bildern oder Statuen ist ein brennendes Herz dargestellt.
Auch wenn heute kaum mehr jemand ein wirkliches Feuer entzündet, um zu kochen, verwendet "der Sonntag" beim Bericht über die Ehrung das Bild von der "Hüterin des Herdfeuers" für die Pfarrhaushälterin.

Feuer gehört wie Wasser zum Nötigsten im Leben des Menschen. Im Buch Jesus Sirach (Sir 39,26) werden noch Eisen, Salz, Weizen, Milch und Honig, das Blut der Trauben, Öl und Kleidung aufgezählt.

Wie wichtig das Feuer für das Leben der Menschen war und ist, kann man daraus ermessen, wieviele Namen und Ortsnamen auf die Rodung mit Feuer zurückgehen. Erst seit kurzem ist das Abbrennen von Feldern verboten. Nahrung wurde bekömmlicher, wenn sie auf dem Feuer gebraten und gekocht wurde.

Die zerstörerische Macht des Feuers war auch gefürchtet. Immer wieder zerstörten Brände (nach Blitzschlag) Häuser, Dörfer und Städte. Nicht ohne Grund ist der hl. Florian auch heute noch der Patron der Feuerwehr. Aber auch heute entstehen - oft aus Unachtsamkeit - Brände. Als Kind hörte ich oft den Satz: "Messer, Gabel, Scher´ und Licht ist für kleine Kinder nicht."

Auch andere Redewendungen bedienen sich des Bildes vom Feuer. Jemand kann für eine Sache "Feuer und Flamme sein". Früher sagte man: der oder die hat eine "Flamme" und meinte damit, dass die Liebe entbrannt ist. Aber nicht nur Liebe sondern auch Hass, Eifersucht und Zorn werden mit dem Bild des Feuers verglichen.
Auf diesem Hintergrund suchte ich "Feuer"-Stellen in der Bibel. Einige fielen mir gleich ein, andere habe ich nachgelesen.
Ein Engel mit Flammenschwert bewacht nach der Vertreibung das Paradies (Gen 3,24),
auf Sodom und Gomorra fällt Feuer und Schwefel (Gen 19,24);
Abraham nimmt Holz und Feuer mit als er mit Isaak auf den Berg Moria geht (Gen 22,6).
Im Buch Exodus begegnet Gott dem Mose im brennenden Dornbusch (Ex 3,2);
da soll das Paschalamm auf dem Feuer gebraten werden (Ex 12,8);
Gott zieht als Feuer- und Wolkensäule den Israeliten voran (Ex 14,24);
Gott ist im Feuer auf den Sinai herabgestiegen, (Ex 19,18);
Das goldene Kalb "kam aus dem Feuer" und wird dort wieder vernichtet (32,24; 32,20);
Hier gibt es auch das Gebot, dass die Israeliten am Sabbat kein Feuer anzünden dürfen (Ex 35,3).
Feuer diente zur Reinigung von nicht brennbaren Dingen (Num 31,23).
Ein Engel reinigt die Lippen des Propheten mit glühenden Kohlen. In Erinnerung daran betet der Priester vor dem Evangelium: Reinige meine Lippen, damit ich dein Evangelium würdig verkünde.
Brandopfer wurden Gott dargebracht. Wie die Nachbarvölker ließen auch die Israeliten immer wieder ihre Kinder "durchs Feuer gehen" - Die Bibel erwähnt das immer mit dem Zusatz, dass Gott das nie befohlen hat und dass es ein Zeichen für den Abfall von Gott war. (So ist die Geschichte von der Opferung des Isaak als eine Anti-Geschichte zu sehen - Gott will keine Menschenopfer).
Unversehrt aus dem Feuer zu kommen zeigt im Buch Daniel (Dan 3), dass Gott auf der Seite derer steht, die ihm treu bleiben.
In der Vision sieht der Prophet den Hochbetagten auf einem Feuerthron sitzen, von dem ein Feuerstrom ausgeht. (Dan 7,9)
In den Evangelien dient Feuer als Bild für das Gericht, für die Hölle (Mt 13,50).
Ein Baum, der keine Früchte bringt, soll ins Feuer geworfen werden (Mt 7,19), ebenso wird das Unkraut verbrannt (Mt 13,40).
Johannes der Täufer sagt, er taufe nur mit Wasser, nach ihm wird einer kommen, der mit Feuer und heiligem Geist tauft. (Lk 3,16)
Jesus sieht seine Aufgabe darin Feuer auf die Erde zu werfen und er wäre froh, es würde schon brennen (Lk 12,49). Das schließt an die Aussagen des Deuteronomiums an, wo Gott selbst verzehrendes Feuer genannt wird (Dtn 4,24) oder seine Stimme (Ps 29,7).
Bei Elia ist das Feuer nur ein Vorbote Gottes, er selbst kommt im leisen Säuseln. In der Apostelgeschichte wird die Herabkunft des Heiligen Geistes durch Feuerzungen sichtbar gemacht.
Das Feuer soll prüfen, was das Werk taugt (1 Kor 3,13);
Im Feuer wird Gold geprüft, wer Gott gefällt, in der Bedrängnis (Sir 2,5).
Die kurzen Prüfungen unter denen die Gläubigen zu leiden haben, sollen zeigen, dass der Glaube wertvoller ist, als Gold, das im Feuer geläutert wurde (1 Petr 1,7).
Im letzten Buch der Bibel wird der Tod in den Feuersee geworden. (Offb 20,14)
Was ich mit dieser sehr unvollständigen Aufzählung der Schriftstellen aufzeigen wollte? Feuer hat unwahrscheinliche Energien in sich. Es kann vernichten und zerstören, wenn es nicht kontrolliert wird. Wenn die Energie gelenkt und richtig eingesetzt wird, kann Feuer viel in Bewegung bringen und Gutes bewirken. Diese beiden Seiten des Feuers sollten wir bedenken, wenn wir um die Gaben des Heiligen Geistes beten (nicht nur zu Pfingsten).
Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe. Sende aus Deinen Geist und alles wir neu geschaffen, und Du wirst das Angesicht der Erde erneuern. Gott, Du hast die Herzen Deiner Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes belehrt. Gib, dass wir in diesem Geiste verstehen, was recht ist, und allezeit uns seines Trostes erfreuen dürfen. Durch Christus unsern Herrn. Amen.
Susanne Kopeszki (RB der ED Wien 2/08)