Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 1/2024 Erinnerung prägt – Hoffnung trägt
Seit ich alleine lebe, halte ich vermehrt Kontakt zu älteren Kolleginnen und anderen älteren Menschen. In den Gesprächen kommen sehr viele Erinnerungen zur Sprache. Meist ausgehend von einer alltäglichen, momentanen Situation. Wie auf so eine Situation reagiert wird, hängt in großem Maße mit Lebensgeschichte zusammen. Schon in der Kindheit schaut man sich Verhaltensweisen von den Erwachsenen ab und manche Erlebnisse prägen sich so stark ein und hinterlassen oft tiefe Spuren, sodass später in einer ähnlichen Situation dieselbe Reaktion ausgelöst wird. Vergleichbar mit einer Nadel in der Rille einer Schallplatte oder einem ausgefahrenen Weg, wo die Räder Rillen hinterlassen haben. Bei jeder Benützung rutscht man in die alten Spuren. Der Weg ist bekannt, ich brauche wenig Kraft und Überlegung. Zu überprüfen, ob das Alte noch passt, verlangt Nachdenken und Entscheidungen, die nicht von allen verstanden und mitgetragen werden.
Prägend sind aber auch Worte und Be- bzw. Verurteilungen. Ein Kind, dem immer wieder gesagt wird „das kannst du nicht, dazu bist du zu dumm, zu ungeschickt“, wird sich auch im späteren Leben selbst wenig zutrauen. Wie schön und beglückend ist es zu hören, dass Gott uns/mir etwas zutraut. Jesus hat einfache Leute (Fischer, Zöllner, Handwerker), Männer und Frauen in seine Nachfolge gerufen. Sie haben ihn begleitet und auf ihre Art und Weise unterstützt und gedient. Bischof Weber hat bei einem Gottesdienst der Berufsgemeinschaft den anwesenden Pfarrhaushälterinnen die Frage gestellt, wer die erste Pfarrhaushälterin war. Die für mich überraschende Antwort – die Schwiegermutter des Petrus. Denn nachdem Jesus sie geheilt hatte, stand sie auf und bediente ihn und die Apostel. (Mk 1,30-31 und Parallelstellen bei Mt und Lk)
Bei der Silvesterwanderung mit den Schwestern der Schmerzhaften Mutter waren wir eingeladen, darüber nachzudenken, was mich im vergangenen Jahr geprägt hat, was Spuren in meinem Leben hinterlassen hat. Solche, die mich belastet haben, durch die ich aber vielleicht gewachsen und stärker geworden bin aber auch, was schön, bereichernd und beglückend war.

Ich muss nicht bis zum Jahresende warten, jeder Abend bietet mir die Gelegenheit, den Tag anzuschauen, zu überprüfen, zu danken.

Meine ganze Lebensgeschichte hat mich geprägt und jeder Tag setzt neue Spuren. Aber ich habe es auch in der Hand jeden Tag und damit auch mein Leben zu gestalten. Eine große Hilfe dabei ist die Verheißung Jesu – „ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“. (Mt 28,20)
Das gilt für jeden einzelnen Menschen, aber auch für Gemeinschaften, Berufsgruppen, Völker, …
Für uns in der Berufsgemeinschaft ist der Beginn der neuen Funktionsperiode so eine Gelegenheit, nachzudenken, bei den älteren und alten Kolleginnen nachzufragen, zu schauen, was und wer unsere Gemeinschaft getragen und geprägt hat, was sich bewährt hat, was nicht (mehr) passt, wo neue Wege beschritten werden sollen. Wir sind dankbar, dass eine aktive Pfarrhaushälterin bereit ist, diese Gemeinschaft für die nächsten 4 Jahre als Vorsitzende mitzugestalten.
Auf viele Veränderungen in unserem Beruf haben wir keinen Einfluss, aber auch für uns gilt die Verheißung der Begleitung durch Gott. Er ist es der durch den hl. Geist, die Kirche auch unserer Zeit trägt und lenkt. Im Vertrauen auf diese Begleitung gehen wir zuversichtlich in die kommende Zeit.
  Geschichte prägt – Verheißung trägt
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 4/2023)

Susanne Kopeszki