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Barmherzigkeit
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Sprichwörter
geben oft treffend – wenn auch nicht immer in schönen dichterischen Worten
– Aspekte der menschlichen Wirklichkeit wieder. So auch dieses: „Wes(sen)
Herz voll ist, dem fließt der Mund über“. Was einem selbst nicht loslässt,
was einem wichtig und für das Leben bedeutsam ist, darauf kommt man immer
wieder zu sprechen. Das trifft wohl in unserem alltäglichen Leben zu, aber
gilt es nicht auch für den Bereich des Glaubens, der Religion? Papst Franziskus
verwendet oft das Wort Barmherzigkeit, ja für 2016 hat er ein Jahr der Barmherzigkeit
ausgerufen. |
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Im gewöhnlichen
Sprachgebrauch verbinden wir mit dem Wort Barmherzigkeit wohl Mitleid und
Verzeihung. Aber für die biblische Erfahrung verbindet sich damit vor allem
das Erbarmen Gottes, das sich vor allem in der Zuneigung, dem Mitleid und
in seiner Treue zeigt. Gott offenbart von Anfang bis zum Ende in jeder menschlichen
Not seine zärtliche Liebe; der Mensch aber muss sich seinerseits wieder
in der Nachahmung seines Schöpfers gegen seinen Nächsten barmherzig erweisen. |
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Im Buch
Exodus 34,6 begegnen wir zum ersten Mal einer Formel, die dann in einigen
Psalmen wiederholt wird, so dass man sie auch als Gnadenformel bezeichnet
hat: „Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich
an Huld und Treue.“ Wenn Gott erbarmungsvolle Liebe ist, wie sollte
er dann nicht auch von seinen Geschöpfen verlangen, dass sie einander dieselbe
erbarmungsvolle Liebe zeigen? |
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Im Mensch
gewordenen Sohn Gottes, in Jesus, ist uns das „Antlitz“ der göttlichen Barmherzigkeit
gezeigt. Im Lukasevangelium 1,78 weist Zacharias, der Vater Johannes des
Täufers auf den nahen Messias hin, dem sein Kind, sein Sohn, den Weg bereiten
wird: "Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen
das aufstrahlende Licht aus der Höhe". |
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Im Evangelium
nach Matthäus finden wir zwei Stellen, in denen Jesus die Seinen auffordert,
der göttlichen Barmherzigkeit in ihrem Tun zu entsprechen. Mt 5,7: Selig
die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Mt 9,13: Darum
lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer (angelehnt
an ein Zitat aus dem Buch des Propheten Hosea 6,6). |
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Der Evangelist
Lukas überliefert uns eine mahnende Einladung Jesu, der nachzukommen wohl
in jede Zeit, besonders aber in die vorweihnachtlichen passt: "Seid
barmherzig, wie es auch euer Vater ist“ [Lk 6,36] |
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meint
Ihr Pfarrer Franz Wilfinger |