Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Befreiende Erfahrung
Es sind die Erfahrungen des Alltags, die uns die Bestätigung dafür liefern, dass das bekannte Wort: "Man lernt nie aus" recht hat. Es liegt noch nicht lange zurück, da wurde ich gefragt: "Herr Pfarrer, was sind die acht Elende?"
Überzeugt, hier einen offensichtlichen Fehler korrigieren zu müssen, antwortete ich: "Sie meinen wohl die acht Seligpreisungen?" Das ist die Bezeichnung für einen bekannten Abschnitt der Bergpredigt in Matthäus 5,3-12. Sie sind eine Reihung von 8+1 Mal "Selig sind...", mit denen im Matthäusevangelium Jesus seine Bergpredigt programmatisch einleitet. Dabei wird verschiedenen Gruppen von Menschen, die zu den Benachteiligten der Gesellschaft gehören, die Teilnahme an der Gottesherrschaft versprochen. Was wir im Deutschen eher unvollkommen mit "selig" oder "glücklich" wiedergeben, heißt auf Griechisch .
Doch der Fragende beharrte darauf: "Nein, ich meine die acht Elende"!
Ich gab ehrlich zu, es nicht zu wissen. Das ließ mir keine Ruhe, ich musste mich schlau machen. Zuerst einmal über die Bedeutung des Wortes Elend.
  Der Begriff Elend stammt aus dem mittelhochdeutschen Ellende, was für Wüstenei oder herrenlose Wildnis steht. Elend beschreibt einen Zustand von Armut oder Hilflosigkeit, ursprünglich gekoppelt mit der Zusatzbedeutung Vereinsamung oder Ausgestoßenheit. Elend wird sowohl als Adjektiv als auch als Substantiv genutzt und beschreibt in allen Formen den schlechtest denkbaren Zustand.
Dann fand ich auch eine Zusammenstellung der acht Elende: Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit, Lieblosigkeit, Hunger, Schuld, Unglaube, Gleichgültigkeit. Nun ließe sich über jedes einzelne dieser Elende eine längere Abhandlung schreiben. Ich blieb bei dem Elend Schuld.
Und zwar deshalb, weil mir dazu spontan ein Vers aus dem "Benedictus" einfiel, jenem Dankgebet, das der alte Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, nach der Geburt seines Sohnes gesprochen hat. Lukas hat es uns im 2. Kapitel seines Evangeliums überliefert. Über die Lebensaufgabe seines Sohnes als Wegbereiter für den Messias sagt er (Lk 2,77): "Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden".
Vergebung der Sünden, damit Erlösung aus dem Elend Schuld, ist uns im Sakrament der Versöhnung, der Beichte, zugesichert. Dieses Sakrament als Angebot zur Befreiung aus dem Elend Schuld zu sehen, wäre vielleicht ein ermutigendes Motiv es für sich (wieder einmal oder nach längerer Zeit) in Anspruch zu nehmen
rät Ihr Pfarrer Franz Wilfinger

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