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Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki |
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Rundbrief 4/2024 | wohnen |
Das Verb „wohnen“ geht auf wonen, - weilen, wohnen, hausen, bleiben, leben, sich aufhalten, verharren, ruhen, sein - und *wunen, *wun?n - gewohnt sein, zufrieden sein, wohnen – zurück. (Wikipedia) | |
Zu diesem Begriff fällt mir die Frage ein, die wir als Kinder in den Ferien im Burgenland gehört hatten, wenn wir zu Fuß unterwegs waren – „wie hoa´st denn, wem g´hörts denn, wo bleibt´s denn“! Die Frage nach den Namen, nach den Eltern und Verwandten und dem Wohnort, alles in einer Frage. Das war für uns nicht ganz leicht zu beantworten. Meist hat es schon genügt, wenn wir unseren Familiennamen nannten, um die Fragesteller zufrieden zu stellen. Wir hatten unsere „Bleibe“ unsere Wohnung meist in einem von meinen Eltern gemieteten Bauernhaus, in dem meine Geschwister und ich mit Mutter und Oma die Ferien verbringen konnten, während unser Vater seiner Arbeit als Vermessungsingenieur nachging. | |
In Wien wohnten wir zu sechst in einem großen Haus mit mehreren Stiegen und 4 Stockwerken in einer 2 - Zimmerwohnung. Später bekam ich eine eigene Wohnung, bevor ich dann in den Pfarrhof übersiedelte und dort 45 Jahre wohnte. In der Pension sind mein Chef und ich wieder in eine kleine Wohnung bzw. wegen Corona in mein Haus übersiedelt. In der Zwischenzeit lebe/wohne ich wieder allein. Trotzdem hat „wohnen“ immer mit Beziehung zu anderen zu tun. | |
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Jede/r von uns hat da die eigenen „Wohn-“ und „Lebens“erfahrungen. Für mich ist wohnen auch damit verbunden, dass ich einen Ort, einen Raum (Haus, Wohnung, Zimmer) gestalten, zumindest teilweise mitgestalten kann, damit es für mich wohnlich wird und ich mich dort gern aufhalte, mich wohl fühle, dort bleibe, immer wieder dorthin zurück komme, aber mir auch Gäste einladen darf/kann. |
Ich lade gern mir Gäste ein, zu einer Jause, einem Essen und zu Gesprächen. Es mag verschiedene Gründe haben, warum Menschen lieber in Lokale einladen und die eigene Wohnung, das Haus, vor anderen verschlossen halten. Bescheidenheit, Unsicherheit oder Angst kann eine Rolle spielen. | |
Und jetzt sagt Jesus: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. (Joh 14,23) Da kann einen schon der Schreck packen – zu mir will Gott kommen, bei mir wohnen! Wer bin ich denn? Was habe ich Gott denn schon anzubieten? | |
Tut es da nicht gut, das zu hören, was Paulus der Gemeinde von Korinth schreibt: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? (1Kor 3,16) | |
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; (1Kor 6,19) Weißt du das? Weiß ich es? | |
Tempel (Kirche) – das ist nicht irgendein Gebäude, es ist ein „heiliger“ Raum, ein geweihter und gesalbter Ort, ein Platz wo Gott „wohnt“. Aber gesalbt bin auch ich in Taufe und Firmung und bei jedem Empfang der Kommunion nehme ich ihn bei mir, in mich auf. Christus lebt in mir und ich in ihm (vgl. Gal 2,20) | |
Menschen, die diese Beziehung zu Gott, mit Christus im Heiligen Geist gelebt haben, nennen wir Heilige. Für sie – so glauben wir – hat Gott eine Wohnung im Himmel bereitet. „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? „ (Joh 14,2) | |
Es gibt viel mehr Heilige, als die, die im Kalender verzeichnet sind, darunter auch viele, die mit uns gelebt haben, die wir gekannt haben, – Eltern, Verwandte, Freunde, Freundinnen, Priester, Kinder, …. In ihnen hat Gottes Heiliger Geist gelebt, gewohnt und gewirkt. Sie sind vollendet. Ihrer gedenken wir am Allerheiligentag, aber wir können auch auf ihre Hilfe und Unterstützung alle Tage rechnen. | |
Zur Gemeinschaft der Heiligen gehören aber auch wir, die wir noch leben. Denn auch in uns wohnt, lebt und betet Gottes Geist, wenn wir auch noch unvollendet – nicht „abgerundet“ sind. In einer römischen Kirche habe ich bei einem Fresko einen „eckigen Heiligenschein“ gesehen. Uns wurde erklärt, dass die dargestellte Person noch lebte und daher noch Ecken und Kanten hatte, so wie wir (auch wenn es von mir/uns keine solche Darstellung gibt). | |
Zu dieser unserer Gemeinschaft gehören auch die, die schon gestorben, aber noch nicht vollendet sind. Ihrer gedenken wir am 2. November und auch immer wieder beim Rosenkranz. | |
Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 4/2024) |