Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 1/2025 Der Mensch vor dem allwissenden Gott Psalm 139
Dieser Psalm gehört zu meinen Lieblingsgebeten. Im Stundengebet ist er am Mittwoch der 4. Woche in der Vesper. Eine Übersetzung von Jörg Zink, die ich vor längerer Zeit entdeckt habe, hat mich sehr berührt.
In diesem Gebet richtet sich der Blick auf den Gott, der mich (jede/n) sieht, kennt, begleitet, von allen Seiten umgibt, der seine Hand über mein Leben hält. Nicht als Last, sondern als Schutz und Segen. Der auch die Gedanken und Regungen des Herzens kennt, selbst wenn ich ihm ausweichen, vor ihm fliehen will. Es gibt keinen Ort, an dem Gott nicht auf mich schaut. Morgen, Abend, Leben, Tod, Licht, Finsternis – in all diesen Gegebenheiten steht Gottes Hand bereit mich zu tragen, zu halten.
Vom ersten Augenblick meines Lebens war Gott mir nahe und er sah schon alle Tage meines Lebens, als noch keiner da war. Dankbar erkenne ich wie wunderbar ich geschaffen bin. Unbegreiflich und kostbar sind die Gedanken Gottes.

Der Beter des Psalms blendet aber auch negative Erfahrungen nicht aus. In den Versen 19-22 (die leider weder im Gotteslob noch im Stundengebet vorkommen) bringt er die Ungläubigen (die Frevler), die ihm schaden wollen, vor Gott ins Gebet. Er fragt sich, er fragt Gott, ob er die nicht verabscheuen, ja hassen soll, die sich gegen Gott wenden.

Der Psalm endet mit der Bitte Gott möge Herz und Gedanken erforschen und schauen, ob ich auf dem richtigen Weg bin.
Der Psalm endet mit der Bitte Gott möge Herz und Gedanken erforschen und schauen, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Für mich sind diese fehlenden Verse wichtig, denn nur dann schließt mein Gebet auch meine negativen Gedanken mit ein. Dann vertraue ich darauf, dass Gott mich wirklich kennt und mich führen will.
Ps 139,17; 23-24
Deine Gedanken sind so schwer und so groß, o Gott, wie gewaltig ist ihre Zahl.
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, auch was mir selbst verborgen ist,
damit ich nicht, ohne es zu wissen, auf dem Weg ins Unheil bin. Leite mich, dass ich mein Ziel finde, jetzt und in Ewigkeit.
(Übertragung Jörg Zink)
  Psalmen beten – allein oder in Gemeinschaft
Seit der Liturgiereform gibt es in den Gottesdiensten zwischen Lesung und Evangelium einen Psalm mit Kehrvers als Antwortgesang. Auf diese Art und Weise sind für uns Gläubige immer mehr Psalmen bekannt geworden.
Priester, Diakone und Ordensleute beten die 150 Psalmen im Laufe von einer oder vier Wochen. Das kleine Stundenbuch (von dem Maria Tauchner in ihrem Beitrag geschrieben hat) und andere Büchlein (z. B. Magnificat) ermöglichen es auch vielen Laien das Morgen- und Abendlob (Laudes und Vesper) zu beten.
Auch bei Veranstaltungen der Berufsgemeinschaft ist es üblich geworden Psalmen gemeinsam zu beten oder sogar zu singen. P. Walter hat das mit uns bei den Exerzitien am Beginn jedes Impulses geübt.
Für mich ist es aber dann doch noch einmal etwas anderes, die Gebetszeiten für mich alleine zu beten. Ich tue es zwar im Bewusstsein, dass ich mich an das Gebet der Kirche anschließe, aber doch alleine bin. Da muss ich dann acht geben, dass ich nicht nur schnell „drüberlese“, sondern, dass es wirklich Gebet wird. Das Halten der Atempausen und ein halblautes Beten, oder zumindest das Bewegen der Lippen hilft mir dabei. Einen Vorteil gibt es dabei – ich kann bei einem Vers Hängen-bleiben und ihn länger betrachten. Das geht in der Gemeinschaft nicht.
Wie immer, haben beide Formen ihre Berechtigung mit ihren Vor- und Nachteilen.
Wie alles im Leben lernt man auch das Psalmengebet nur indem man es übt. Dazu möchte ich Mut machen.
Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 1/2025)

Susanne Kopeszki