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Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki |
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Rundbrief 2/2024 | Heute |
Morgen, morgen nur nicht heute – sagen alle faulen Leute. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! | |
Diese Redensarten sind mir dazu spontan eingefallen. Sie zeigen Erfahrungen auf, die wir kennen. Auch wenn ich mich nicht als faul bezeichne, kenne ich doch das Aufschieben auf morgen. Besonders Dinge, die ich nicht so gerne mache, schiebe ich auf die lange Bank. Heute habe ich keine Lust, keine Energie, keine Idee, keine Zeit, ... Oft kann es dann allerdings sein, dass es zu spät ist. So komme ich am Abend drauf, dass ich den Anruf nicht getätigt habe, das SMS, Email oder den Brief nicht geschrieben habe, dass ich mit meiner Gratulation wieder zu spät bin. Für manch anderes habe ich mir dann aber sehr wohl die Zeit genommen. | |
Manche Erfahrung aber, bleibt im Gedächtnis – vor einem Jahr wollte ich noch meine Tante besuchen, bevor ich für längere Zeit wegfahre. Ich hatte versprochen am Tag des Besuchs anzurufen um den Zeitpunkt auszumachen. Dann stürmten so viele Dinge auf mich ein, die vor der Abreise noch erledigt werden mussten, dass ich darauf ganz vergessen hatte. Nach meiner Abfahrt erhielt ich dann den Anruf, dass sie am Tag nach meinem geplanten Besuch verstorben ist. Für manches, was ich heute nicht tue, kann es zu spät sein. Auch wenn es nicht immer so dramatisch sein muss. | |
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Aber auch mit dem Gebet, der Zeit mit Gott, geht es mir öfters so. Ich nehme es mir vor, plane es ein und dann lasse ich mich von manchen Dingen oder Gedanken ablenken und verschiebe es auf später. Da ich alleine lebe, kann/muss ich mir selber eine Tagesstruktur schaffen. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile. Frei entscheiden zu können, ist schön, birgt aber auch Gefahren. Ein afghanischer Flüchtling hat es einmal so formuliert: „die Freiheit hat mich faul gemacht“. |
Ich plane meinen Tag und schaue im Kalender nach, was auf mich zukommt, was ich heute tun will/soll. Bei den heurigen Exerzitien im Alltag gab es Tipp sich auch die Zeit mit Gott als einen Termin in den Kalender einzutragen. Einen Versuch wär´s wert. Ich will es ausprobieren. | |
Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 2/2024) |