Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 1/2020 Paulanerkirche - Schutzengelkirche
Seit fast 45 Jahren lebe ich im Pfarrhof der Paulanerkirche. Unsere barocke Kirche ist den hl. Schutzengeln geweiht und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es in ihr nur so von Engeln, wimmelt.
Kirchen sind immer auch Lehrbücher des Glaubens. In der Vergangenheit, als die Leute noch nicht lesen konnten, noch mehr als heute. Aber Bilder sagen oft mehr als tausend Worte, wenn wir uns die Mühe machen sie zu betrachten.
Bei unserer Leitungssitzung am Schutzengelfest habe ich zu einem Rundgang in unserer Kirche eingeladen und wir haben die verschiedenen Engeldarstellungen etwas genauer betrachtet. Dazu lade ich auch jetzt ein.

Beim Familienaltar mit dem Krippenbild sind es die Weihnachtsengel, die zur Ehre Gottes auffordern.
Am Kanzeldeckel sind die 9 Chöre der Engel (Engel, Erzengel, Mächte, Gewalten, Fürsten(tümer), Herr-schaften, Throne, Cherubim und Seraphim) dargestellt.
Engel schmücken die Kapitelle. Dabei ist zu bemerken, dass jeder Engelkopf einen anderen Gesichtsausdruck hat.
Bei allen Altären finden sich welche als Dekoration oder als Träger von Attributen. Sie tragen einen (Liebes)pfeil (Therese v. Avila), ein Kirchenmodell (Leopold), ein Wappenschild (Wenzel), Beim Franz von Paula Altar umschweben sie die Tafel mit seinem Wahlspruch (Caritas) und am Bild reicht einer den Menschen Kerzen aus den Wolken herunter. Im Gewölbe bei diesem Altar ist zu erkennen, dass die Engel nicht als geschlechtslose Wesen dargestellt werden. Einer von ihnen hat eine „Gretlfrisur“. Bei einem anderen Altar sind sie eindeutig männlichen Geschlechts. Ganz klar, dass auch der Engel, der den Frauen die Auferstehung verkündet nicht fehlen darf. Er zeigt mit dem Finger nach oben – was sucht ihr den Lebenden noch hier im Grab.
  Bei der Darstellung der Himmelfahrt Marias sind sie quasi das „Empfangskomitee“
Im Altarraum – besonders im Deckenfresko - ist die Zahl dann fast unzählbar. Das Hochaltarbild stellt natürlich die Schutzengel in den Mittelpunkt. Als Krönung sind dann die Figurengruppen Schutzengel mit einem Kind …
… und auf der gegenüberliegenden Seite Michael, der Luzifer aus dem Himmel stößt zu sehen.
Unter dieser Darstellung greift sich ein Engel an die Stirn, so als wollte er sagen: „sich gegen Gott auflehnen, wie ist so etwas denkbar“.
Die Anbetungsengel neben dem Tabernakel zeigen uns die andere Haltung auf.
  Das ist nur eine kleine Auswahl der vielgestaltigen Darstellungen der Engel in unserer Kirche. Aber es kommen darin zwei Aufgaben zum Ausdruck – sie sind himmlischer Hofstaat, die Gott loben, ihn anbeten und ehren. Sie sind aber auch Boten Gottes, die den Menschen begegnen und in denen der Mensch Gott begegnen kann. Daher auch der Name Angelus – Bote.
  Bei der Betrachtung zeigen sie uns unsere zweifache Aufgabe: Gott zu danken, zu loben, zu preisen und anzubeten, aber auch wir sollen und können Begleiter für andere zu sein, ihnen Gottes Nähe und seinen Schutz aufzuzeigen.
  Vielleicht lohnt es sich in der eigenen Kirche einmal nach den vielfältigen Darstellungen der Engel zu suchen und zu betrachten, was diese über unsere Aufgabe als Botinnen und Boten (Engel) der Frohen Botschaft sagen.
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 1/2020)