Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 3/2017 Dankbarkeit - danken
... ein Danklied sei dem Herrn ...
... … gehört zu meinen Lieblingsliedern. Es findet sich im neuen Gotteslob unter der Nummer 866.
Ich habe eine besondere Beziehung zu Händen und in diesem Lied in der dritten und vierten Strophe wird die beruhigende Tatsache ausgesprochen, dass Gott mich in seiner Hand trägt und erwählt und mein Name in seiner Hand steht. In der fünften werde ich dann aufgefordert mich in diese Hand zu geben.
In diesem Lied ist die Wirklichkeit des gesamten Lebens enthalten. Es wird nichts verharmlost. Sorge und Kummer werden ernst genommen. Aber wer glauben kann und das Vertrauen auf Gott setzt, der baut sein Lebenshaus auf Fels, ist geborgen unter Gottes Schutz (Flügeln) und lebt aus der Hoffnung, dass Gott es gut meint.
  Ich würde mir wünschen, dass am Ende meines Lebens dieses Lied als Zusammenfassung stehen und gesungen werden kann.
In der ersten Strophe ist von Gnade (=gratia) die Rede. Und hier ist noch eine Verbindung zum Dank. Im Lateinischen heißt danken „gratias agere“. Dank sagen! Lasset uns Gott danken, für alle seine Gnade. Er kennt alle unsere Pfade. Wie beruhigend – mit diesem Wissen am Abend einzuschlafen.
dankbar sein Zu den bleibenden Erinnerungen aus meiner Kinderzeit gehört die Aufforderung „bitte und danke“ zu sagen. Ich erinnere mich auch, dass ich das nicht immer sagen wollte. Besonders dann, wenn mir das Geschenk nicht gefiel und ich es eigentlich gar nicht wollte. Dann dafür danke zu sagen kam mir falsch vor. Es blieb mir aber meist nichts anderes übrig als „danke“ zu sagen, aber dankbar war ich nicht dafür.
Danke zu sagen wurde eine Gewohnheit, es gehörte und gehört einfach dazu. Aber wie bei vielen Gewohnheiten tut es gut, ab und zu einmal genauer hinzusehen und darüber nachzudenken. Vieles im Leben ist so selbstverständlich, wir nehmen es einfach an. Das Leben selbst und das Wunderwerk unseres Körpers, dass wir aufwachen, atmen, zu essen haben und Kleidung, zur Schule gehen konnten, einen Beruf hatten oder haben. Dass es Menschen gibt, die sich um uns sorgen und viele andere, die uns ermöglichen so zu leben, wie wir es gewohnt sind, ohne dass wir sie kennen. Aber auch, dass es Menschen gibt für die wir wichtig sind, für die wir da sein können, die uns brauchen, die wir lieben und von denen wir geliebt und geschätzt werden.
Eine andere Erfahrung mit dem Wort „danke“ mache ich mit Menschen aus einem anderen Kulturkreis. Auf die Frage: möchtest du noch ein Stück Brot? Kann die Antwort lauten „danke“. Ich frage dann weiter. Heißt das jetzt ja oder nein. Bei uns meint man damit, danke nein ich habe schon genug. In ihrem Verständnis kann das auch heißen „danke ja“, ich hätte noch gerne ein Stück. Das würde bei uns heißen: ja bitte!
Bei unseren Asylwerber erlebe ich immer wieder einen Zwiespalt, was das Danken betrifft. Sie brauchen Hilfe und Unterstützung, wollen sich dafür auch dankbar zeigen, indem sie helfen wollen, oft lässt man sie nicht. Als ich mir den Finger gebrochen hatte, musste ich die zahlreich angebotenen Hilfen in die Bahnen lenken, damit es für mich wirklich Hilfe und nicht Belastung war. Wer von ihnen arbeiten darf, erlebt aber auch die ungleiche Behandlung, bezüglich Arbeitszeit, Bezahlung und Urlaub. Oft lässt sich ein Ausgenützt-werden nicht von der Hand weisen. 3 Euro pro Stunde im Service oder 5 Euro für eine Nachhilfestunde für einen Maturanten legen diese Sicht nahe. Und dafür müssen sie noch dankbar sein, auch wenn sie oft jahrelang nicht wissen, ob sie bleiben dürfen.
Als Kind habe ich gelernt auch Gott gegenüber dankbar zu sein. Alles, was ist und wie ich bin, verdanke ich ihm. Geht es uns nicht manchmal auch Gott gegenüber so wie bei menschlichen Geschenken. „Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag“, heißt es in einem bekannten Lied. Aber was ist, wenn der Morgen nicht gut ist, sondern voll mit Krankheit, Sorgen und Mühen ist. Noch anspruchsvoller ist die erste Zeile der vierten Strophe: „Danke für manche Traurigkeiten“. Typisch christlich könnte da jemand sagen.
Und doch! Wenn ich näher hinschaue, dann ist die Bibel ein Buch des Dankes. Besonders die Psalmen laden die Beterin/den Beter immer wieder ein, Gott für sein Tun und seine Gaben zu danken, nämlich 46 mal. In den Apostelbriefen sind es sogar 48 Stellen, die zum Stichwort „dank“ aufgelistet werden. Nicht gezählt werden können, die Ereignisse, in denen Dank und Dankbarkeit im Hintergrund mitschwingen, ohne ausdrücklich erwähnt zu werden.
Ich denke, es ist so wie im Leben. Wenn ich täglich ein Essen zubereite, dann spüre ich schon dadurch, dass es gegessen wird und aus dem Gesicht abzulesen ist, dass es schmeckt, einen Dank, eine Dankbarkeit. Ab und zu allerdings wünsche ich mir das auch gesagt zu bekommen. Und wenn es nicht von alleine kommt, dann stelle ich eine Frage in diese Richtung.
So zeigt sich unsere Dankbarkeit Gott gegenüber im täglichen Gebet, in der Schriftlesung. Ausdrücklich dann in der sonntäglichen „Eucharistiefeier“ = Dankfeier. Im Kirchenjahr gibt es dann auch noch die Feste, in denen der Dank für die Wohltaten Gottes gefeiert wird. Das Erntedankfest zeigt das schon im Wort an.
Am Ende eines Arbeitsjahres tut es auch einer Gemeinschaft gut, nachzudenken und zu schauen wofür wir – als Gemeinschaft – aber auch ich als einzelne danken kann, wofür ich der Gemeinschaft dankbar bin.
  Eine gute Übung ist es, sich bei der abendlichen Gewissens-erforschung auch an Dinge und Situationen zu erinnern, für die ich dankbar bin und täglich drei davon aufzuschreiben.
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 3/2017)