Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

e-mail

Home Startseite Franz Wilfinger Artikel und Gedanken-Anregungen Vorträge-Veranstaltungen Susanne Kopeszki Rundbriefartikel Rezepte Verschiedenes Berufsgemeinschaft-Phh


Rundbrief 3/2014 „Begleitung“
Im Wörterbuch findet man unter Begleitung die Bereiche, in denen das Wort Verwendung findet.
In der Musik bezeichnet es die Stimmen, die eine Melodie stützen.
Begleitung kann aber auch im Sinn von professionellem, fachlichem Beistand in Konflikten und Krisensituationen verstanden werden.
Im Straßenverkehr versteht man darunter die Begleitung von Personen oder schützenswerten, beweglichen Objekten an ihren Bestimmungsort.
Es gibt Organisationen, die sich auf die Begleitung und den Schutz von wichtigen oder berühmten Personen spezialisiert haben – z.B. Leibwächter.
In der Seelsorge oder Psychologie versteht man darunter die Hilfe, die uns andere Menschen, in für uns schwierigen Situationen, anbieten oder schenken. (Lebens- oder/und Sterbebegleitung)
Begleitung geschieht tagtäglich, unbemerkt oder ganz bewusst, mit Freude oder innerer Abwehr.
Einige Beispiele: Beim Einkaufen begegne ich jemandem aus unserer Pfarre, wir sprechen miteinander und gehen ein Stück des Weges gemeinsam. Vielleicht habe ich es eilig und möchte schnell nach Hause, dann ist diese Begleitung eine Verzögerung, bringt meinen Plan durcheinander. Ein anderes Mal habe ich genug Zeit und freue mich die/den andere/n getroffen zu haben und genieße die gemeinsame Zeit. Wieder ein anderes Mal bittet mich jemand um die Begleitung weil die Tasche zu schwer, oder das Gehen beschwerlich ist.
Seit ich in „Pension“ bin habe ich mir vorgenommen mindestens einmal in der Woche Menschen im Heim oder Krankenhaus zu besuchen. Manchmal geht sich das zeitlich nicht aus, dann nehme ich Zuflucht zum Telefon und rufe an.
Diese Form hat in der letzten Zeit an Bedeutung dazu gewonnen - auch für die Berufsgemeinschaft. Die Kolleginnen, die jahrelang – um nicht zu sagen jahrzehntelang - ganz regelmäßig und treu zu unseren Treffen in Wien gekommen sind, brauchen Pflege und Betreuung und fallen daher für die regelmäßigen Treffen aus. Andere mit denen ich in der Diözesanleitung zusammengearbeitet habe, wohnen weit weg von Wien und Besuche sind hier nur in Ausnahmefällen möglich. Weil ich den Kontakt nicht abreißen lassen will, rufe ich von Zeit zu Zeit an. Erzähle, was es in der BG Neues gibt, oder lasse mir einfach erzählen, wie es momentan geht.
Begleitung hat immer ein gewisses Vertrauen als Voraussetzung und die Freiheit, sie anzunehmen oder abzulehnen. Begleitung respektiert den anderen als gleichwertig. Lässt Eigeninitiative zu, stützt und fördert das Können und hilft zur Entwicklung und Reifung der Persönlichkeit.
Begleitung heißt nicht, dem anderen alles abzunehmen, sondern dort einzuspringen wo es mir der andere erlaubt. Ich habe es auch zu akzeptieren, wenn meine Begleitung nicht gewünscht wird. Für mich geschieht Begleitung auch durch das Gebet.
Ein Buch der Bibel ist für mich das Begleitbuch schlechthin – das Buch Tobit. Gott schickt ihm Rafael, einen Engel, zu Hilfe. Zuerst begleitet er seinen Sohn Tobias auf einen gefahrvollen Weg. Tobias befolgt die Ratschläge seines Begleiters und auf diese Weise findet er eine Frau und heilt am Schluss auch noch seinen Vater Tobit von seiner Blindheit.
  Am Ende offenbart sich der Begleiter als Engel Gottes, der die Gebete von Tobit und seiner Schwiegertochter Sara vor Gott gebracht hat und auch in seiner Nähe war, als er gute Taten vollbracht hat. Er fordert sie auf, sich nicht zu fürchten, aber Gott zu danken und ihn zu preisen für die wunderbaren Dinge, die Gott getan hat.
  In vielen anderen Büchern und Texten des AT wird von der Begleitung Gottes erzählt. Ganz besonders im Buch Exodus.
  Im Neuen Testament wird immer davon gesprochen, dass viele Leute Jesus begleiteten. Manche eine Zeitlang, andere für immer. Die Beweggründe waren verschieden, manche wollten geheilt werden, wollten Wunder und Zeichen sehen, oder vom Brot essen. Jesu Worte waren aber anspruchsvoll und schreckten viele auch wieder ab, so dass sie Jesus nicht mehr begleiteten. Jesus fragt aber auch die Zwölf – wollt auch ihr gehen? (Joh 6,67)
  Diese Frage stellt sich auch mir. Was bewegt mich, in und mit der Kirche zu leben? Mich in dieser Gemeinschaft und durch sie, auf dem Weg zu Gott begleiten zu lassen und andere zu begleiten?
  Für mich gibt das Buch Tobit die Antwort: Preist Gott in Ewigkeit! Dankt ihm für alles, was er Euch geschenkt hat. (vgl. Tob 13,1-18)
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 3/2014)