Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Msgr. Franz Wilfinger
August 2021
Aus dem Buch des Bischofs Cyprian von Karthago (+258) über das Gebet des Herrn im Brevier in den Lesehoren der 11. Woche im Jahreskreis Heft 5 der Ersten Jahresreihe!
Unser Gebet komme aus demütigem Herzen

„Wenn wir beten, so verbindet sich unser bittendes Wort mit Zucht, Ruhe und Ehrfurcht. Wir sollen bedenken, dass wir vor dem Angesicht Gottes stehen. Ihm müssen wir in der Körperhaltung und im Ton der Stimme gefallen. Denn wie es unverschämt ist, zu schreien und zu lärmen, so ziemt es sich, mit Ehrfurcht und Bescheidenheit zu beten.

Schließlich hat unser Herr und Meister geboten, im Verborgenen zu beten, an abseits gelegenen Orten, in der Kammer (vgl. Mt 6,6). So entspricht es am besten dem Glauben. Wir sollen ja wissen, dass Gott überall zugegen ist, dass er alles hört und sieht und mit der Fülle seiner Herrlichkeit auch das Verborgene und Entlegene durchdringt, wie in der Schrift steht:“ An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie wachen über Gute und Böse (Spr 15,3).“

"Auch wenn wir uns mit den Brüdern versammeln und mit dem Priester Gottes das heilige Opfer feiern, sollen wir auf Ehrfurcht und Zucht bedacht sein und dürfen unsere Gebete nicht in nachlässigen Worten wahllos hervorstoßen. Wir dürfen unsere Bitten, die Gott bescheiden anheimzustellen sind, nicht mit lärmender Geschwätzigkeit aussprechen (Mt 6,7). Denn Gott hört nicht auf die Stimme, sondern auf das Herz, und uns steht es nicht zu, ihn, der die Gedanken sieht, mit Geschrei zu mahnen“.

Wir pflegen ein öffentliches und gemeinsames Gebet

„Der Lehrmeister des Friedens und der Herr der Einheit, Jesus Christus, wollte nicht, dass wir nur einzeln und privat beten, so als bete jeder nur für sich allein. Wir sagen nicht: ´Mein Vater im Himmel´ und nicht ´Mein Brot gib mir heute.´ Auch bittet niemand, dass nur ihm allein seine Schuld vergeben wird. Keiner hält darum an, dass nur er nicht in Versuchung geführt oder nur er vom Bösen erlöst wird. Unser Gebet ist öffentlich und für alle. Wenn wir beten, bitten wir nicht nur für einen einzigen, sondern für alle, weil wir das ganze Volk, eins sind.

Der Gott des Friedens und der Herr der Eintracht, der uns die Einheit gelehrt hat, wollte, dass einer für alle betet, wie er selbst in seiner Person, alle getragen hat.

So finden wir auch die Apostel mit den anderen Jüngern nach der Himmelfahrt im Gebet. Sie verharrten einmütig mit Maria, der Mutter Jesu, im Gebet und zeigten durch die Inständigkeit und Einmütigkeit ihres Betens, dass Gott, ´der den Einmütigen im Haus Wohnung gibt´, nur die in das überirdische und ewige Haus lässt, die einmütig beten.

Welche Geheimnisse sind im Gebet des Herrn verschlossen, wie zahlreich und groß sind sie. Alles, um was wir bitten und beten, die ganze göttliche Lehre ist hier in gekürzter Rede zusammengefasst. Es heißt: ´So betet: Vater unser im Himmel´.

Der neue Mensch, der wiedergeboren und seinem Gott durch seine Gnade wiedergegeben ist, sagt zuerst: ´Vater´, weil er schon begonnen hat, Sohn zu sein. Es heißt: ´Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben´.(Jo 1,11.12)

Wer also an seinen Namen glaubt, und Kind Gottes geworden ist, muss von da an beginnen, zu danken und sich als Kind Gottes zu bekennen, indem er Gott im Himmel seinen Vater nennt.

Geheiligt werde dein Name

Wie groß ist die Barmherzigkeit des Herrn, wie groß seine Huld und Güte! Wenn wir vor dem Angesicht Gottes beten, sollen wir ihn nach seinem Willen ´Vater´ und uns seine Söhne nennen (1Joh 3,1), wie Christus der Sohn Gottes ist. Niemand von uns würde es wagen, diesen Namen im Gebet zu gebrauchen, wenn er selbst uns nicht empfohlen hätte, so zu beten.

Danach sagen wir: ´Geheiligt werde dein Name´! Nicht als ob wir Gott wünschten, dass er durch unsere Gebete geheiligt werde. Vielmehr bitten wir Gott, dass sein Name in uns geheiligt wird. Von wem sollte Gott auch geheiligt werden, da doch er es ist, der heiligt? Aber weil er gesagt hat: ´Seid heilig, denn ich bin heilig´ bitten wir inständig, dass wir, durch die Taufe geheiligt, in dem heiligen Leben verharren, das wir angefangen haben. Darum beten wir jeden Tag: denn wir brauchen eine tägliche Heiligung.

Dass diese Heiligung in uns Dauer habe, darum beten wir. Unser Herr und Richter schärft dem von ihm Geheilten und mit dem Leben beschenkten warnend ein, nicht mehr zu sündigen, damit ihm nicht noch Schlimmeres zustoße (Jo 5,14). So beten wir unablässig und halten Tag und Nacht darum an, dass uns die Heiligung und das neue Leben, das wir von der Gnade Gottes empfangen haben, durch seinen Schutz erhalten bleiben.

Dein Reich komme, Dein Wille geschehe

Im Gebet des Herrn heißt es weiter: ´Dein Reich komme´! Dass uns sein Reich erscheine, bitten wir ebenso, wie wir beten, dass sein Name in uns geheiligt werde. Wann herrschte Gott nicht, oder wann fängt er an zu sein, und niemals aufhört zu sein, was er doch immer war? Wir erbitten von Gott, dass das Reich komme, das er uns verheißen und das Christus mit seinem Blut und Leiden erworben hat.

Christus kann aber auch selbst das Reich sein, nach dessen Kommen wir täglich verlangen. Dann geht unser Bitten darum, dass er schnell erscheinen möge. Er ist die Auferstehung, da wir in ihm auferstehen; so kann er selbst auch als das Reich verstanden werden, weil wir in ihm herrschen sollen.

Wir fahren fort und sprechen: ´Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden´ nicht dass Gott tue, was er will, sondern dass wir tun können, was er will. Damit der Wille Gottes in uns geschieht, brauchen wir den Willen Gottes, das heißt seine Hilfe und seinen Schutz. Denn niemand ist nur durch eigene Kraft stark. Nur durch Gottes Erbarmen und Huld sind wir in Sicherheit.

Der Wille Gottes aber ist, was Christus tat und lehrte: Demut im Umgang, Festigkeit in der Treue, Ehrfurcht im Wort, Gerechtigkeit in der Tat, Barmherzigkeit im Werk, Ordnung in der Lebensführung; unfähig sein, Unrecht zu tun, aber fähig, es zu ertragen; mit den Brüdern Frieden halten; den Herrn aus ganzem Herzen lieben; ihn lieben als unseren Vater, ihn fürchten als unseren Gott; Christus nichts vorziehen, weil auch er uns nichts vorgezogen hat; Ihm in Liebe unverbrüchlich anhangen; tapfer und gläubig bei seinem Kreuz stehen; wenn über seine Ehre und seinen Namen gestritten wird, ihn in der Rede standhaft bekennen; im Verhör mit Zuversicht den Mann stehen; im Tod die Geduld beweisen, durch die wir den Siegeskranz gewinnen.

Bitte um Speise, Bitte um Vergebung

Im weiteren Fortgang des Herrengebetes bitten wir: ´Unser tägliches Brot gib uns heute´. Das kann man geistlich oder wörtlich verstehen; denn ob wir es so oder so auffassen, jedes Mal dient es in übernatürlicher Weise dem Heil.

Denn Christus ist das Brot des Lebens, und zwar ist er nicht das Brot aller, sondern ´unser Brot´. So wie wir sagen: ´Vater unser´, weil Gott der Vater der ihn Erkennenden und an ihn Glaubenden ist, so nennen wir Christus ´unser Brot´, weil er das Brot derer ist, die seinen Leib genießen, und die sind wir.

Wir sind in Christus und empfangen jeden Tag seine Eucharistie als Speise der Heils und bitten, dass uns dieses Brot täglich geschenkt wird, damit nicht eine schwere Sünde dazwischen tritt und wir vom Leib Christi getrennt werden, ausgeschlossen von der Gemeinde und vom Brot des Himmels. Er sagt also, wer von seinem Brot esse, werde in Ewigkeit leben. Daher haben offensichtlich alle das Leben, die seinen Leib berühren und nach dem Recht der Gemeinschaft die Eucharistie empfangen.

Danach beten wir auch wegen unserer Sünden: ´Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.´ Notwendig und mit gutem Grund werden wir daran gemahnt, dass wir Sünder sind. Es dient uns zum Heil, Wir werden angehalten, wegen unserer Sünden zu beten. Wenn wir Gott um Nachsicht bitten, soll das Herz auf das Gewissen achten: Keiner glaube selbstgefällig, er sei ohne Schuld. Wenn er sich stolz überhebt, geht er noch eher unter. Dadurch, dass er angehalten wird, jeden Tag wegen seiner Sünden zu beten, wird ihm klargemacht, dass er täglich sündigt. Indem der Herr uns wegen unserer Schuld und Sünde zu beten lehrt, verhieß er uns das Erbarmen des Vaters und die daraus folgende Vergebung.

Wir sind Kinder Gottes – lasst uns im Frieden Gottes bleiben

Der Bitte um Vergebung unserer Schuld hat der Herr ein Gesetz beigegeben, durch das er uns auf eine bestimmte Bedingung und Zusage verpflichtet: Wir sollen bitten, dass uns unsere Schuld in dem Maße vergeben wird, in dem wir selbst unseren Schuldigern verzeihen. Wir sollen wissen, dass wir nicht erhalten können, was wir im Hinblick auf unsere Sünden erbitten, wenn wir denen, die an uns sündigen, nicht das Gleiche gewähren. Darum sagt der Herr an anderer Stelle: ´Nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird euch zugeteilt werden´.(Mt 7,2).

Wenn der Knecht, dem der Herr seine ganze Schuld erlassen hat, selbst seinem Mitknecht nichts erlassen will, wird er ins Gefängnis geworfen. Weil er mit seinem Mitknecht kein Erbarmen hat, verliert er das Erbarmen, das er erhalten hatte (Mt 18,14). Christus hat uns das in seinen Geboten mit aller Strenge noch nachdrücklicher vor Augen gestellt: ´Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel eure Verfehlungen vergibt. Wenn ihr aber nicht vergebt, dann wird euch euer Vater im Himmel eure Verfehlungen auch nicht vergeben´. (Mk 11,25.26) Am Tage des Gerichtes bleibt dir keine Entschuldigung.

Gott hat geboten, dass wir friedfertig und einmütig in seinem Hause wohnen (Ps 68,7). Er will, dass wir als Kinder Gottes in Gottes Frieden bleiben; da wir den einen Geist haben, sollen wir ein Herz und eine Seele sein (Apg 4,32).

Erlöse uns von dem Bösen

Der Herr Jesus ermahnt uns, im Gebet so zu sprechen: ´Und führe uns nicht in Versuchung. Wenn wir darum bitten, dass wir nicht in Versuchung geraten, werden wir in dieser Bitte an unsere eigene Schwäche und Haltlosigkeit erinnert, dass sich ja keiner dreist überhebe, damit sich keiner stolz und anmaßend brüste und den Ruhm des Bekenntnisses und Leidens für sich beanspruche. Der Herr selbst lehrt die Demut und sagt: ´Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach´(Mk 14.38).

Nach all dem kommt am Ende des Gebetes ein Schluss-Satz, der all unser Bitten und Flehen kurz zusammenfasst. Wir schließen mit den Worten: ´Sondern erlöse uns von dem Bösen´(Mt 26,41). Damit meinen wir alles Böse, dass der Feind in dieser Welt gegen uns unternimmt. Dagegen gibt es nur dann einen Schutz, wenn Gott uns erlöst, wenn er uns auf unser Bitten und Flehen hin seine Hilfe gewährt.

Der Lehrmeister des Gebetes

Kein Wunder, dass das Gebet des Herrn so kurz ist. Gott hat es uns gelehrt, und unser ganzes Beten in den knappen, aber heilbringenden Sätzen zusammengefasst. Aber nicht nur durch die Worte, sondern auch durch die Tat hat der Herr uns beten gelehrt. Er selbst betete und flehte oft und zeigte uns durch das Zeugnis seines Beispiels, was wir tun müssen -
Gebet ist Dialog zwischen Gott und Mensch, Gottes Wort an uns und unsere Antwort.

Der Herr aber flehte nicht für sich. Er betete vielmehr wegen uns. So groß ist die Güte und Liebe des Herrn um unseres Heiles willen. Er begnügte sich nicht damit, uns durch sein Blut loszukaufen, sondern er betet darüber hinaus für uns. Seht, wonach der Betende verlangte: Wir sollen in der Einheit bleiben, in der Vater und Sohn eins sind.“

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