Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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  Heimat finden
Zweierlei hat mich zu den folgenden Zeilen angeregt. Einmal ein Wort von P. Florian Grafl, das er in seinem Osterbrief an seine Gemeinde gebraucht hat, den sie gekürzt au f der nächsten Seite finden werden „eine neue Heimstatt zu geben“.
Die zweite Anregung verdanke ich zwei jungen Erwachsenen, die nach einer Vorbereitungszeit von fast zwei Jahren in der Gemeindemesse am Ostermontag getauft, gefirmt und zum ersten Mal die heilige Kommunion empfingen. Auf meine Frage am Abend dieses Tages, was sie besonders berührt hat, antworteten sie: „Dass so viele Leute nach dem Gottesdienst zu ihnen gekommen seien, ihnen die Hand schüttelten und ihnen Gottes Segen wünschten. Es kam ihnen vor, als wären sie in eine neue große Familie aufgenommen worden, als hätten sie eine neue Heimat gefunden.“
In einem schmalen Bändchen über das Wirken der Barmherzigkeit fand ich folgende Stelle: “Im Hebräerbrief finden wir eine wichtige Botschaft: Vergesst die Gastfreundschaft nicht, durch sie haben ja einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.[Hebr 13,2] Die Fremden können uns zu. Engeln werden, weil sie die Liebe wecken und wir durch sie in unserem Menschsein bereichert werden.
Kardinal König sagte in einem Interview: ´Das Altertum hat von vier Haupttugenden gesprochen: Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit. Heute würde ich vier neue Kardinaltugenden hinzufügen: Ehrfurcht, Toleranz, Friedensliebe und Solidarität. Die Ehrfurcht ist so wichtig, weil wir erst durch die Katastrophe der Konzentrationslager erfasst haben, was es bedeutet, andere in ihrer Würde und Freiheit zu missachten. Positive Toleranz ist entscheidend für das Zusammenleben im Staat, Friedensliebe für die Völkerverständigung. Solidarität ist die Überzeugung, wir sitzen alle in einem Boot.“
Zwei junge Asylanten, sie vor Weihnachten getauft, er noch in der Taufvorbereitung bei uns, fragte ich: „Was bedeutet Heimat für euch?“

Sie antworteten: „Kann ich es wirklich riskieren? Die Wohnung aufgeben, die Familie verlassen und in einem anderen Land komplett von vorne anfangen? Natürlich haben wir Heimweh und vermissen oft unsere alten Freunde und unsere Familien. Aber einige Leute haben die Chance, mehrere Heimaten zu haben. Wir habendie Erfahrung gemacht, dass es wirklich Zeit braucht, bis man sich in einem fremden Land eingelebt hat. Es ist aber auch ein gutes Gefühl, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Aber es ist gar nicht leicht, neue Leute kennen zu lernen und zu ihnen Vertrauen haben. Heimat ist dort, wo man einander wie in der Familie vertraut und einander versteht und wo unser Herz ruhig ist.“

Es ist ein gutes Zeichen für eine (Pfarr-)Gemeinde, wenn man in ihr eine Heimat findet,
meint Ihr Pfarrer Franz Wilfinger

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