Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 4/2023 Zufriedenheit
Ein Gespräch – am Telefon oder auch von Angesicht zu Angesicht beginnt oft, oder zumindest meistens, mit der Frage: „wie geht’s“! In vielen Fällen ist das eine rhetorische Frage und die/der Gesprächspartner/in ist nicht wirklich an einer ehrlichen Antwort interessiert. Da kann dann die Antwort schon einmal heißen: „es geht“ vielleicht noch mit dem Zusatz: „ich bin zufrieden“. Folgt dann keine Nachfrage, geben sich beide damit „zufrieden“ endet das Gespräch noch bevor es wirklich begonnen hat, oder gleitet in Nebensächlichkeiten und Oberflächlichkeit ab.
Aber was meine ich, meint mein/e Gesprächspartner/in mit dieser Aussage?
* Frag nicht näher nach; ich will/kann darüber nicht reden wie es mir wirklich geht; das braucht dich nicht zu interessieren; ich will dich nicht belasten.
* Es kann aber auch heißen: es geht mir gut (könnte schlechter sein); ich muss in meinem Alter, in meiner Situation noch zufrieden sein, dass ich manches, vieles noch selbst erledigen kann, obwohl ich schon auf Hilfe angewiesen bin.
* Dann kann es auch sein, dass damit gemeint ist: es geht mir wirklich gut; ich habe, was ich brauche (Kleidung, Nahrung, soziale Kontakte); ich lebe in einem Land in Frieden; in einer geschützten Umgebung mit Menschen, die mich schätzen und achten/lieben; was soll/kann ich mir mehr wünschen; ich habe alles, bin wunschlos glücklich, ich bin zufrieden.
Welche dieser Facetten von „zufrieden“ gemeint ist, wird sich vielleicht im Ton und im Klang der Stimme ausdrücken.
Alles in unserem Leben, ja das Leben selbst ist geschenkt. Meist freuen wir uns auch darüber und sind dankbar – bis wir auf die anderen sehen und uns mit ihnen vergleichen. Schon bei Kindern erlebt man, dass immer das, was der/die andere hat, besser, schöner, interessanter und scheinbar mehr wert ist. Auch wir Erwachsene sind davor nicht gefeit uns mit anderen zu vergleichen, neidisch auf andere zu schauen. Da ist die/der andere schöner, gescheiter, reicher, hat mehr, …. hat es im Leben einfacher, … und ohne die genauen Hintergründe bei den anderen zu kennen, werte ich das, was ich bin und (geschenkt bekommen) habe, ab und werde unzufrieden.

In vielen Fällen geht es darum mehr zu wollen, mehr von allem, sich nicht damit zufrieden zu geben, mit dem was ist. Aber wer glaubt, immer zu kurz zu kommen, wer nie genug bekommt, für den ist auch mehr nicht (gut) genug. Unzufriedenheit ist damit vorprogrammiert.

Das scheint auch in Zeiten des Paulus schon so gewesen zu sein, sonst müsste er im Brief an Timotheus nicht dazu ermahnen, mit der jeweiligen Lebensform zufrieden zu sein und doch Gutes zu tun. „Die Frömmigkeit – so sagt er – bringt reichen Gewinn, wenn man genügsam ist. Denn wir haben nichts in die Welt mitgebracht und wir können auch nichts mitnehmen, Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, dann soll uns das genügen.“ (1 Tim 6,6-7) Für ihn ist die Habsucht die Wurzel aller Übel.
Damit deckt sich auch die Erfahrung, dass oft Menschen, die selbst nicht in Überfülle besitzen, eher bereit sind, anderen zu helfen, zu spenden, sich um andere anzunehmen und das wenige zu teilen. Diese erlebe ich auch als zufrieden. Wer viel besitzt, hat immer Angst es zu verlieren. Diese Angst macht unfrei und damit unzufrieden.
Vergesst die Freude nicht
Mt 20, 1-16
Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Gutsbesitzer, der jedem Arbeiter für die Arbeit eines Tages 1 Denar auszahlt, so wie es ausgemacht war. Damit konnte eine Familie einen Tag überleben. Im Gleichnis steht nicht, warum die letzten erst um die 11. Stunde angeworben wurden, was sie den ganzen Tag gemacht haben. Sie selber sagen: „es hat uns niemand angeworben“. Sind sie an einer falschen Stelle gestanden, sind sie erst später gekommen? Doch werden sie sicher dankbar und froh gewesen sein, das Leben für ihre Familie für diesen Tag absichern zu können. Diese werden zufrieden auf den Tag zurückschauen.
Die anderen können sich aber nicht darüber freuen, dass nicht nur ihnen das Überleben gesichert wurde. Sie sehen nur die „Ungerechtigkeit“, dass sie für mehr Leistung, nicht doch mehr bekommen.
  Da es bei diesem Gleichnis nicht in erster Linie um Geld, sondern um das „Himmelreich“ geht, das sich niemand wirklich verdienen kann, lässt sich das durchaus auch auf uns und unsere Einstellung anwenden.
Da lebe ich seit meiner Kindheit und Jugend aus dem Glauben, setze mich mein ganzes Leben für Gott und die Kirche ein und dann soll ein/e andere/r, die/der sich erst im späteren Leben der Kirche (wieder) zugewendet hat, auch in der Gemeinschaft in Gottes Nähe leben dürfen? Vergessen sind – über dem Neid – die vielen schönen Glücksmomente, die mir aus dem Glauben geschenkt worden sind. Aber keine Sorge – es ist genug für alle da! Gottes Liebe und Erbarmen, Güte und Treue gilt allen. Das habe wir auch bei der Betrachtung der Psalmen bei den Exerzitien (wieder) neu sehen gelernt.
  Mich erinnert das an ein Erlebnis aus meiner Anfangszeit in der Berufsgemeinschaft. Damals wurden die Einladungen zu den Treffen anonym (an die Haushälterin im Pfarrhof) ausgeschickt. Das hat dazu geführt, dass ich mich nicht angesprochen fühlte. Wenn der Brief nicht mit Namen an mich geschickt wird, kann das Interesse an mir nicht sehr groß sein, dachte ich. Daher hat es lange gedauert, bis ich an einem Ausflug teilgenommen habe. Als ich dann doch durch Anni Habermann in den Führungskreis gerufen wurde, lag mir daran, die Aussendungen persönlich zu adressieren. Dadurch wurden aber Frauen angeschrieben, die bisher noch keinen Kontakt zu BG hatten. Da hieß es dann: die gehören nicht dazu, die sind ja noch nie gekommen.
Die Berufsgemeinschaft ist nicht das Himmelreich und doch glauben wir, dass jede, die mittut, etwas für ihr Leben erhält. Egal ob sie von Anfang an dabei ist, oder erst später dazustößt. Jeder Rundbrief ist eine persönliche Einladung, auch wenn wir die Post nützen, um ihn zu verteilen.
  Jede Veranstaltung ist eine Gelegenheit im Gespräch mit Kolleginnen und im Gebet zu erfahren und zu erleben, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, als Pfarrhaushälterin zu leben und zu arbeiten. Wie wichtig der persönliche Beitrag jeder einzelnen für die Pfarrgemeinden und für die Kirche ist. Unsere Treffen helfen auch Neues kennen zu lernen und im Glauben gestärkt zu werden und zu wachsen.
  Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut der Kontakt mit den Kolleginnen tun kann. Dass danach die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben zunehmen kann, aber mir vielleicht auch auffällt, was ich verändern kann, um zufriedener zu werden.
  Wir von der Berufsgemeinschaft bemühen uns darum eine Atmosphäre des Respekts und der Aufmerksamkeit zu schaffen. Da aber der Einsatz der Kolleginnen in der Diözesanleitung ehrenamtlich geschieht, bleibt manches unvollkommen. Trotzdem liegt uns daran, die Freude, die wir haben und erleben auch anderen zugänglich zu machen.
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 4/2023)

Susanne Kopeszki