Msgr. Franz Wilfinger und Susanne Kopeszki

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Rundbrief 3/2023 Friede – pax – eirene – schalom
In unserem Sprachgebrauch verwenden wir einige Begriffe, die mit Frieden zu tun haben.
Eine friedliche Landschaft, ein friedlich schlafendes Kind, jetzt lasse ich dich in Frieden, dem Frieden nicht trauen, wir schließen Frieden, „gib endlich Frieden“ sagen wir, wenn uns jemand auf die Nerven geht. Wir wünschen, dass die Verstorbenen in Frieden ruhen mögen, wir reden von Friedhof, von der Friedenstaube, vom Friedensgruß, im Burgenland gibt es die Friedensburg Schlaining, wo Seminare und Vorträge zum Thema Friede abgehalten werden. Etwas altertümlich klingt der Begriff „Einfriedung“ und meint einen geschützten Bereich.
Seit ich mich mit dem Thema des Rundbriefs beschäftige, fällt mir auf wie oft dieses Wort in Gebeten, Liedern, (Schrift)Texten vorkommt.
Einige Textzeilen aus Liedern sind mir besonders aufgefallen. Sie zeigen ganz unterschiedliche Seiten von Frieden auf. Gib uns Frieden jeden Tag, lass uns nicht allein; Gib uns deinen Frieden; Uns verpflichtet das Wort, gehet in Frieden, du lässt uns nicht fort, ohne ein Friedenswort; In den Streit der Welt, hast du uns gestellt, deinen Frieden zu verkünden; Im Frieden dein, o Herre mein, lass zieh´n mich meine Straßen; ….
Im Stundengebet begegnet uns das Wort schon am Morgen im Benedictus – „lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens“ und im Abendgebet bitten wir „Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz, wenn wir schlafen, damit wir wachen mit Christus und ruhen in seinem Frieden, und mit Simeon beten wir – „nun lässt du deinen Knecht in Frieden scheiden“.
Das hat mich bewogen in den theologischen Handbüchern meines Chefs nachzuschauen und ich war nicht wenig erstaunt, wie viele Seiten dazu zu finden sind.
Auch ohne religiöse Bedeutung wird Friede als erfülltes Menschsein beschrieben, als Optimum menschlicher Verwirklichung.
  Das deutsche Wort Friede kommt aus der Wortfamilie „frei“. Frei ist der Mensch, der geschont wird, der Freund, der, den man gern hat, den man liebt. Frieden meint dann den geschützten Raum, in dem freie Menschen miteinander als Freunde umgehen und einander mit Wohlwollen begegnen. Frieden so sagt uns die deutsche Sprache, gibt es nicht ohne Liebe. Nur wenn wir einander lieben, können wir in Frieden leben. (AG S.13)
  Das griechische Wort „eirene“ kommt aus dem Bereich der Musik, und meint Harmonie, das Zusammenklingen verschiedener Töne. … Eirene bedeutet im Griechischen noch mehr. Es ist die Bezeichnung einer der drei Horen – Göttinnen, die die Stunden des Lebens prägen sollen. Dahinter steht also das Bild, dass der Friede auch der göttlichen Hilfe bedarf. (AG S.15/16)
  Das lateinische Wort für Frieden heißt „pax“ Es kommt von übereinkommen, miteinander sprechen. Die Römer waren überzeugt, dass ein Friede immer das Gespräch zwischen Konfliktparteien verlangt. Am Ende der Friedensverhandlungen steht dann ein Friedensvertrag. (AG S.16) aus: Anselm Grün – vom Glück der kleinen Dinge
  Das hebräische Wort „schalom“ hat einen wesentlich weiteren Sinn. Es kann einen Gruß, die Abwesenheit von Krieg und einen Zustand umfassenden Glücks, des Heils des Einzelnen und der Gemeinschaft bezeichnen. Menschen haben zwar darauf Einfluss aber der Schalom ist so von Gott abhängig, dass man ihn nicht nur um den Frieden bittet oder ihm dafür dankt, sondern dass man Gott mit dem Frieden identifiziert.
  Im neuen Testament ist der Friede zwar auch Aufgabe des Menschen, vor allem aber Gabe von Gott, von Christus, der Versöhnung gestiftet hat zwischen Gott und den Menschen. Dieser Friede begründet auch die Gemeinschaft der Christen untereinander, der Kirche, und verpflichtet sie zum Zeugnis in der Welt. (nach Lexikon für Theologie und Kirche Band 4 S.138)
  Aus allem, was ich gelesen habe, ist für mich klar, dass ich den Frieden von Gott erbitten darf/soll, dass ich aber schon in diesem Frieden, den er mir schenkt, lebe und dafür bin ich dankbar. Daraus ergibt sich für mich aber auch, dass ich auf dem Weg des Friedens bin und ich meinen kleinen Beitrag zur Schaffung und Erhaltung des Friedens in meiner Umgebung beitragen soll und kann.
Ich wünsche mir und uns, dass wir – trotz unterschiedlicher Ansichten und Meinungsverschiedenheiten – immer mehr zu Friedensstiftern werden.
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 3/2023)